Tag 14

Tag 14

Freitag, 17.07.2025

Heute wachte ich gegen 7:00 Uhr im Coronation Guesthouse auf. Unsere Gruppe hatte sich am Vorabend getrennt, ich und Martin hatten sich zum Coronation Guesthouse (wo auch unser Fahrer Joshua und unser Begleiter Joseph übernachteten) begeben, damit wir ein Einzelzimmer haben, während der Rest der Gruppe im Baobab Guesthouse übernachtete. Nach einem Frühstück um 8:00 Uhr mit Brotscheiben und Ei begaben wir uns zum Baobab House [Karte: 1], um uns wieder mit unserer Gruppe zu vereinen. Das Guesthouse war ungefähr 15 Minuten Fußmarsch von unserer Herberge entfernt, wobei wir von unseren ghanaischen Begleitern gefahren wurden. Bei ihnen war das Frühstück deutlich später angesetzt, so dass Martin und ich noch etwas Zeit hatten, die wir nutzten, um die Umgebung zu erkunden.

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So besuchten wir den Fischerhafen von Cape Coast, wo hunderte Boote von lokalen Fischern waren. Hier hatten wir einen hervorragenden Blick auf die Burg von Cape Coast: die einst von den Portugiesen im 16. Jahrhundert gebaute Burg, wurde als eine von knapp 50 „Sklavenburgen“ von Europäern an der Goldküste errichtet.

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Sie bildet heute ein imposantes Wahrzeichen der Stadt. Cape Coast (ca. 200.000 Einwohner) bildet heute eines der Touristenzentren Ghanas. Die Stadt besitzt dank ihrer dichten Bebauung und der alten Kolonialgebäude einen gewissen Charme. Sie verfügt auch über wunderschöne Strände, an denen verschiedene Resorts für Touristen errichtet wurden. Die bedrückende Armut, in der die lokalen Fischer leben, war jedoch nicht zu übersehen. Auch der Gestank in der Stadt, eine Mischung aus Kloake, Fisch und verbranntem Müll, fiel uns negativ auf. Der ganztägige Lärm an der Haupstraße durch Fahrzeuge und laute Musik, erschwerte uns zudem den Schlaf in der Nacht. Um das volle touristische Potenzial zu erschließen, muss deshalb noch einiges getan werden, hinsichtlich Sauberkeit und Infrastruktur. Abhilfe schaffen soll der Bau eines internationalen Flughafens für Cape Coast, der den Tourismus ankurbeln soll. 2024 wurde das Projekt angekündigt. Der 2 Milliarden teure Bau soll durch Investoren aus Südkorea finanziert werden.

Aufgrund einer langen Wartezeit für das Frühstück verzögerte sich unsere Abfahrtzeit. Verspätungen sind leider typisch für Gruppenreisen, jedoch in diesem Fall kein Drama. Gegen 11:00 fuhren wir schließlich los, um unsere heutigen Ziele zu besichtigen. Wir hatten uns entschieden zuerst ein Naturreservat zu besichtigen und danach die Burg Elmina zu besuchen. Wir entschieden uns gegen einen Besuch der Burg von Cape Coast, da diese von einigen von uns bereits beim letzten Ghana-Besuch 2018 besichtigt worden war.

Als erstes Ziel des Tages besuchten wir den Nationalpark Kakum [Karte: 2], der sich knapp eine Fahrtstunde nördlich von Cape Coast befindet.

Der Eintritt kostete uns knapp 900 Cedi (ca. 90 Euro) für uns alle. Der 1990 gegründete Nationalpark hat eine Fläche von ca. 350 Quadratkilometer, in der seltene Tierarten wie u.a. Büffel, Elefanten und verschiedene Vogelarten beheimatet sind. Nach der Ankunft stärkten wir uns erstmal mit Getränken bzw. mit einem Eis. Nach einer kurzen Wartezeit begann unsere Führung durch den Park, begleitet von einer Rangerin. Ebenfalls anwesend waren mehrere Schulklassen von Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren, welche sehr diszipliniert und höflich waren. Nach einem Anstieg durch das von dichten Lianen durchzogenem Waldgebiet, erreichten wir die Hauptattraktion des Parks, den Canopy Walkway. Bei diesem handelt es sich um eine aus sieben Einzelbrücken bestehende, insgesamt 330 Meter lange Hängebrücke, welche 1994 von zwei Kanadiern gebaut worden war. Sie führte über dichtes Urwaldgebiet und erreichte an ihren Höchsten Stellen eine Höhe von bis zu 45 Metern. Gebaut wurde die Brücke indem Holzpfeiler an Stahleitern befestigt und geschraubt wurden, um einen graden Pfad zu bilden. Ein Stoffnetz auf beiden Seiten, welches mir (Größe 1,88 m) ungefähr zur Brust reichte, gab zusätzliche Sicherheit. Über diese Brücke ging unsere Gruppe nacheinander, wobei mir erst mit der Zeit klar wurde, auf was ich mich eingelassen hatte.

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Die Brücke schaukelte nämlich bedrohlich und das abgenutzte Holz, auf dem ich ging, knackte, was mich doch etwas nervös machte, sodass ich von der beeindruckenden Natur eher weniger mitbekam. Als wir die Brücke überquert hatten, begrüßte uns ein Schild mit der Aufschrift „I survived the Kakum Canopy Walkway“. Glücklicherweise hat die Brückenüberquerung auch nach über 30 Jahren noch niemand nicht überlebt. Zwar hatten auch wir überlebt, jedoch waren einige von uns ein bisschen enttäuscht, keine Tiere gesehen zu haben und auch nur wenig Informationen über den Nationalpark erhalten zu haben. Auf Nachfrage bei unserem Tourguide erhielten wir die Information, dass man dafür eigene Touren hätte machen müssen.

Nach der Besichtigung von Kakum entschied sich unsere Gruppe gegen den Besuch einer auf dem Weg liegenden Krokodilfarm. Stattdessen kehrten wir direkt zum Baobab House zurück, wo wir die Gelegenheit erhielten uns kurz umzuziehen und frischzumachen. Gegen Nachmittag brachen wir nach Elmina auf, welches knapp eine halbe Fahrtstunde westlich von Cape Coast ebenfalls an der Küste liegt. Hauptsehenswürdigkeit dieser Kleinstadt ist die Burg Elmina (auch als Saint George Castle bekannt) [Karte: 3]. Als wir an der Burg ankamen, wurden wir bereits von „Touristenjägern“ empfangen, die uns alle etwas andrehen wollten. Wir mussten uns deshalb vom Parkplatz zum Eingangstor regelrecht durchkämpfen. Angekommen bot uns ein sehr ansehnlicher Blick, denn die Burg von Elmina ist ein sehr ansehnlicher weißer Lehmbau. Die Burg wurde im Jahr 1482 von dem Portugiesen als Handelsstützpunkt gebaut und bildet die größte und älteste Festung in Subsahara-Afrika. Anfangs handelten die Portugiesen mit den einheimischen Königreichen vorwiegend Gewürze und Rohstoffe, woher auch der Nahme der Festung und der angrenzenden Stadt stammt, der „die Minen“ im Portugiesischen bedeutet. Nach der europäischen Entdeckung Amerikas 1492 wurde die Festung jedoch auch für die Verschiffung von Sklaven genutzt, welche von Sklavenjägern gefangen oder von den einheimischen Königreichen an die Europäer verkauft wurden. Tausende Sklaven wurden von hier nach Amerika verbracht und der Sklavenhandel wurde auch unter den Niederländern weitergeführt, welche die Burg 1637 einnahmen. Nach der Abschaffung der Sklaverei wurde das Fort später von den Briten als Verwaltungs-und Ausbildungszentrum genutzt, bevor es einige Zeit nach der Unabhängigkeit Ghanas im Jahre 1979 zusammen mit anderen Befestigungen an der Goldküste zum UNESCO-Welterbe erhoben wurde. Bei einer Führung durch die Festung wurde uns eindrücklich die extreme Grausamkeit des Sklavenhandels verdeutlicht. So wurden wir durch verschiedene Räume geführt und uns ihre Funktion erklärt. Dazu gehörten eine Zelle für Europäer und eine Todeszelle für rebellische Sklaven, die der in dem Fort von Kumasi von Tag 4 ähnelte. Danach ging es durch finstere Kellerverliese, in denen damals 400 weibliche und 600 männliche Sklaven Platz fanden, welche getrennt untergebracht wurden. Sie verbrachten hier oft Monate in finsteren Kellerverließen, ohne ausreichende Nahrung, Hygiene oder medizinische Versorgung, wobei häufig nur die Stärksten überlebten. Schätzungen zufolge starben so zwischen 1,2 und 2,4 Millionen Opfer des transatlantischen Sklavenhandels (ca. 12 Millionen), noch bevor sie in Amerika ankamen. Eindrücklich war auch der „Room of No Return“ von dem aus die Gefangenen durch eine Tür in der Wand auf die Sklavenschiffe verbracht wurden.

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In den Räumen befanden sich sich zahlreiche Gedenkbotschaften und auch eine ausgestellte Mitteilung einer Frau aus Portugal, welche sich für die Verbrechen ihrer Vorfahren entschuldigte. Nach diesen Eindrücken wurden wir in die oberen, einst den Europäern vorbehaltenen Räumlichkeiten geführt, dazu gehörte auch die Residenzen der Kolonialgouverneure, welche sich ohne Scham an gefangenen Frauen vergingen. Für diese aus solchen Verbindungen hervorgegangenen Kinder ließen die Europäer eigene Häuser im Umland errichten, weshalb europäische Nachnahmen bis heute in der Gegend um Elmina zu finden sind. Zu dem Fort gehören auch Gotteshäuser, darunter eine portugiesische katholische Kirche im Innenhof und eine niederländische protestantische Kirche, welche sich groteskerweise direkt über den Räumen befanden, in denen Sklaven gefangen gehalten wurden. Nachdem wir durch alle Räume geführt worden waren, kamen wir auf dem Dach der Burg an, wo sich die Kanonen zur Verteidigung der Anlage befanden. Von hier aus hatten wir einen hervorragenden Blick auf die Siedlung Elmina, die ebenso wie Cape Coast über einen eigenwilligen Charme und eine Lagune mit unzähligen Fischerbooten verfügt. Wie verließen schließlich die Burg und begaben uns wieder in unseren Bus, mit einer gedrückten Stimmung, aufgrund der Schrecken von denen wir zuvor gehört hatten.

Auf der Rückfahrt machten wir halt an einem Küstenabschnitt, wobei wir dort für 20 Minuten den Strand genossen. Wir kamen schließlich gegen Abend wieder in Cape Coast an. Hier organisierten wir eine Art Abschiedsessen in dem Restaurant des Oasis Beach Resort, welches direkt am Strand liegt. Das Essen hier war hervorragend und wir genossen den Abend gemeinsam, bevor wir wieder in unsere Gasthäuser zurückkehrten.

Alexander

Karte von heute

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