Am 7. Tag in Ghana wachte ich auf und die goldene Sonne schien durch das Fenster. Das verheißt, dass es einen besonderen Tag geben wird. "We are marching in the light of god" Der gemeinsame Tag startete mit dem Frühstück um 7:30 Uhr, an dem es Brot, hartgekochte Eier und Ananas gab, natürlich durfte der Kaffee nicht fehlen! Nach dem Frühstück hatten wir eine kleine Gesangsprobe, damit wir fit für unsere Gesangseinlagen sind. So übten wir unter der professionellen Leitung von "König" Martin die Lieder "Lobe den Herrn meine Seele" und "We are marching in the Light of god" im Kanon zu singen, was uns recht gut gelang und Spaß machte. Danach hatten wir eine kurze Pause bis zur Abfahrt um 9:00 Uhr. Der Dresscode für den Morgen: das geschenkte T-Shirt mit der Aufschrift: 200 Jahre der Presbyterian Church of Ghana. Die Feierlichkeiten des langjährigen Bestehens der Presbyterian Church of Ghana sind im vergangenen Jahr angelaufen und enden mit dem Höhepunkt im Jahr 2028. Heute sind wir zum 3. öffentlichen Vortrag mit dem Thema die Bemühungen der PCG die ghanaische Kultur mit dem christlichen Evangelium zu verbinden und dabei die Erfolge, Defizite und den Weg der Zukunft zu berücksichtigen, in die große Aula, eingeladen worden.
Dann ging es mit unserem Bus, der von unserem Fahrer Joshua gefahren und Joseph, der unsere Gruppe in großer Verantwortung und Fürsorge leitet, zur Technischen Kwame-Nkrumah-Universität of Science and Technology- K.N.U.S.T.- [Karte: 1] gefahren. Dort angekommen fuhren wir ein Stück über das weitläufige parkartige Gelände, an einzelnen schönen Wohnhäusern für Professoren und Studenten vorbei, die etwas versteckt im Grünen liegen, bis zur „Great Hall“
Dort angekommen gab es viele, die zum Vortrag gehen wollten. Wir gingen durch den Vorraum der Aula und passierten eine Sicherheitsschleuse. Einige von uns mussten ihre Flasche Wasser abgeben, da sie im Saal nicht erlaubt waren. Später bekam jeder von uns dann doch wieder eine Flasche Wasser ausgeteilt. Der Sinn hatte ich nicht verstanden. Der Saal ist in drei Sitzblöcke unterteilt. Wir durften im linken Block in der zweiten Reihe sitzen, so dass wir eine sehr gute Sicht auf die Bühne hatten.
Da es noch Zeit gab, wurden die letzten Vorbereitungen wie die die Mikrophonprobe getätigt. Direkt vor uns waren zwei Musiker, die mit ihren Keyboards schon Musik einspielten. Auf der Bühne waren jeweils an der linken und rechten Seite sehr große Leinwände angebracht, die die gesamte Veranstaltung zeigten. Diese wurde auch live im PCG-Fernsehen und im Internet übertragen.
In den Reihen hinter uns und in den anderen Sitzblöcken saßen schon einige Gruppierungen, die durch einheitliche Kleidung ihre Zugehörigkeit zeigten wie Chöre und Frauengruppen. Sie alle waren hübsch anzusehen.
Im mittleren Block nahmen viele Ehrengäste teil z.B. Pastoren oder Chairmans. Vor uns saßen Clerk Samuel Adu- Gyamfi und Chairman Ernest, den Bettina und ich von unserer ersten Partnerschaftsreise 2008 kannten. Es war eine Freude ihn wiederzusehen.
Direkt hinter uns saß die Schulleiterin der Mädchenschule, die wir einen Tag zuvor besucht hatten. Der Einzug des königlichen Vertreters und seiner Gevolkschaft ging mit lauten Trommelklängen einher und sah sehr würdevoll aus! Sie trugen prächtige traditionelle Kleidung und über ihnen wurden bunte Schirme aus Stoff gehalten. Es war für mich etwas ganz Besonderes dieses Ereignis mitzuerleben.
Dann nahmen die Mitglieder der königlichen Familie des Königs Otumfuo Tutu II. aus Kumasi in dem rechten Block Platz, sowie der Gesandte des Königs, der später einen Vortrag hielt. Die letzten Sitzplätze füllten sich und die Aufregung war zu spüren, bis es los ging.
Endlich war es so weit und Clerk Samuel stellte die Ehrengäste einzeln vor. Während der Vorträge wurden ihm immer wieder Zettelchen von weiteren Ehrengästen zugesteckt.
Es waren auch Vertreter anderer Kirchen anwesend und wurden begrüßt wie der Methodistenkirche oder der katholischen Kirche.
Moderator Rt. Rv. Dr. Abraham Nana Opare Kwakye, in einem weißen Gewand gekleidet, wurde auf die Bühne gebeten und startete mit einem Vortrag zum Thema. Anschließend leitete er zu Reverent Dr. Ernestina Afriyie( Senior Lecture, Trinity Theological Seminary, Legon) über. Die Inhalte ihres Vortrages wurden auf den Riesenleinwänden übertragen.
Frau Afriyie erklärte, wie wichtig die Bedeutung der Tradition der Asante im Einklang des Evangeliums und der ghanaischen Kultur ist. Sie sprach davon, dass das Evangelium die Geschichte von Gott erzählt und das Evangelium Jesus Christus selbst ist. Niemand kann das Evangelium ohne Jesus Christus finden. Das Evangelium kann nur mit der ghanaischen Kultur zusammengesehen werden.
In diesem Zusammenhang muss auch die Sprache (Twi) beachtet werden. Nur wenn die Menschen die Bibel in ihrer Sprache übersetzt haben, können sie den Inhalt richtig verstehen. Das Evangelium ist für alle Menschen da und muss vereinbar mit der Kultur sein. In ihrem Vortrag ging sie von der Geschichte der Basel Missionare ein und spannte den Bogen bis zur heutigen Zeit. Früher galten die ghanaischen Religionen als dämonisch, die Prozessionen wurden nicht akzeptiert, die Traditionen verboten und die Feste als unchristlich angesehen. Die PCG hat es verstanden, dass die Kultur für die Glaubensauslegung sehr wichtig ist und verbindet aus diesem Grund die Kultur mit der Religion. Der Tanz und die Hände klatschen gehören selbstverständlich dazu sowie das Singen in Chören und die Musikbands. Es war ein sehr eindrucksvoller Vortrag, der auch in Gebärdensprache übersetzt wurde.
Da er recht lange dauerte, ging sie selbst darauf ein, und fragte, ob alle müde wären, was ihr mit Lachen des Publikums beantwortet wurde. Dadurch heiterte sie alle Anwesenden auf. So hatte sie sich für das Ende ihres Vortrages Aufmerksamkeit zurückerhalten. Es traten nach ihr noch einige andere Redner auf und schließlich der besondere Gast, der Vertreter des Königs. Er wurde von einem Tänzer und Trommelklängen zur Bühne und zum Podest geführt, gefolgt von einem " Gefolgsmann" mit Zepter. Er sprach ebenfalls über das Thema in ähnlicher Art und Weise.
Sowohl Frau Afriyie als auch dem Königsvertreter wurde viel Applaus geschenkt. Das Event hat mich sehr beeindruckt! Die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur und Glaubensauslegung war sehr bewegend und zeigte, welch großen Stellenwert die ghanaische Kultur und die Religion der PCG hat. Zwischen den Vorträgen traten immer wieder Chöre auf, die wunderschöne Lieder sangen. Am Ende gingen alle Chöre auf die Bühne, um gemeinsam zu singen. Es war ein Genuss ihnen zuzuhören.
Nach dem Ende der Veranstaltung wurden wie immer Fotos gemacht. Bettina hatte das Glück mit dem Vertreter der königlichen Familie ein Foto machen zu können.
Unsere Gruppe ist auch mehrfach abgelichtet worden:
Foto mit Moderator Kwakye und Chairman Ahima-Yeboah
Als das geschafft war, fuhren wir noch über das gesamte Knustgelände und von dort zurück ins Basel Mission Haus zum Lunch. Nach dem Mittagessen hatten wir eine kurze Pause und dann ging es schon wieder weiter zu einer Exkursion zur 'Ghana Water Company Limited' [Karte: 2], eine Wasseraufbereitungsanlage nach Berekesi, die an einem Fluss liegt. Noch in Kumasi fuhren wir an einer Bushaltestelle vorbei, an der es eine lange Reihe voller Leute gab, die diszipliniert hintereinander und mit einem kleinen Abstand standen. So etwas habe ich in Deutschland nie gesehen. Wir überquerten einen fast ausgetrockneten Fluss, in dem auf einer Sandbankinsel einige Zeburinder standen, kamen vorbei an "besseren" Stadtvierteln oder kleinen Orten, an Häusern und Gebäuden, die noch nicht fertiggestellt sind. Die Straßen waren, wie hier überall üblich, gesäumt von vielen Verkaufsständen mit den unterschiedlichsten Produkten z.B. Autoreifen, Speiseöl, Bälle, Spiegel, Keramiktöpfe, Fliesen oder Haarteile, aber auch Haustüren, Fensterrahmen, Gefrierschränke, Toilettenhäuschen oder Blumengebinde für Beerdigungen, lange Holzlatten oder Lampen. Es gab auch Wassermelonen, Orangen, "Teigbälle", Eier, Zwiebeln oder Tomaten. Ansonsten sahen wir am Straßenrand Schreiner, Schafe und Häuser, die europäisch aussehende Dächer haben. Diese entstehenden Wohnviertel werden bestimmt für Wohlhabende gebaut. Die Straßen, auf denen wir heute gefahren waren, sind besser als vom Vortag, bis auf den letzten Straßenabschnitt, der noch nicht fertiggestellt wurde. Je weiter wir fuhren, desto grüner wurde die Landschaft. Schließlich erreichten wir die Anlage nach ca. 30 Minuten und durften das Firmentor durchfahren. Die kleine Straße führte uns über das Firmengelände, auf dem u.a. Kokospalmen, Mangobäume und Mais wuchsen und Wohnhäuser standen. An der Anlage angekommen, waren Jugendliche mit Fussballtrikots unter einem großen Mangobaum versammelt und machten lautstark Musik. Ein Mitarbeiter führte uns über das Anlagengelände und erklärte und zeigte uns die unterschiedlichen Säuberungs- und Filtersysteme/ Filterprozesse.
Im Labor wird das Wasser stets nach seinem von der WHO vorgegebenen Richtlinien mit einem PH Wert von ca. 6,5 kontrolliert. Diese Wasseraufbereitungsanlage ist eine von 6 weiteren in der Ashanti-Region, die nur alleine Kumasi mit sauberem Wasser versorgt.
Wir durften zwischen den großen Wasserrohren, die sozusagen im "Keller" lagen, durchgehen. Nachdem wir diese passiert hatten, gelangten wir über sehr steile Leitern wieder nach oben ans Tageslicht. Dort erwartete uns ein wunderschöner Blick über einen sehr breiten Fluss, der an dieser Stelle wie ein See aussah.
Der Fluss wird von weiteren Flüssen mit Wasser gespeist.
Dann gingen wir sehr viele Treppen am Staudamm herunter und wir konnten die Staumauer mit dem eintretenden Wasser nochmals sehen. Es sah wie ein Wasserfall aus und war von Wald umgeben.
Es war ein interessanter Ausflug am Nachmittag. Nach dem Erreichen des "Guest Houses" hieß es Supper einzunehmen und direkt danach wieder aufbrechen, um eine Gruppe der Youth in der Ramseyerkirche "gleich bei uns um die Ecke" zu treffen. Von dem frühen Aufstehen und dem beeindruckenden, wunderbaren und interessanten Tagesprogramm waren alle sehr müde und es fiel uns schwer, nochmals loszuziehen. Doch wir haben es gemacht und es war gut so! Die Youth sind eine Gruppe 30- bis 40-jähriger Frauen und Männer, die sich in einem Saal neben der Kirche regelmäßig treffen, um z.B. ein Projekt zu starten wie im Moment den Bau einer Augenklinik. Wir stellten uns alle persönlich vor und hatten Gelegenheit gegenseitig einige Fragen zu stellen. Danach gab es noch einige kurze Unterhaltungen mit einzelnen der "Youth" Gruppe und dem Austauschen von Handynummern. Zum Abschluss bekamen wir jeder ein Tütchen mit einem leckeren frisch frittierten Gebäck. Zum Glück brauchten wir nur wenige Minuten bis zu unserer schönen gepflegten Unterkunft, dem Basel Mission Guesthouse. Dort angekommen, waren wir alle froh endlich in die Betten fallen zu können! Es war ein sehr langer, doch sehr besonderer Tag für uns wie das strahlende Sonnenlicht es ja schon ankündigt hatte.