Heute haben wir unseren ersten vollen Tag in der Stadt Kumasi verbracht. Nach einem Frühstück im Basel Mission House (Rührei, Speck, Bohnen) haben wir uns dort gegen 11:00 mit dem Leitungsgremium der Asante Presbyterian Church getroffen. Dieses repräsentiert über 200.000 Kirchenmitglieder in der gesamten Region. Nach einer sehr herzlichen gegenseitigen Begrüßung und Vorstellung wurde uns ein Ablaufplan für die restlichen Tage unseres Ghana-Besuchs von unseren Gastgebern vorgestellt und dieser beredet, wobei wir eigene Wünsche äußern durften. In einem stets herzlichen (aber aufgrund der Sprachbarrieren manchmal etwas holprigen Gespräch), kamen wir zur Übereinstimmung, einen extra Termin am 15. Juli festzulegen, an dem wir uns mit dem Leitungsgremium unserer Partner über die Ziele, Erfolge und Zukunft unserer Partnerschaft auszutauschen. Da dieses Gespräch für uns eine hohe Priorität besitzt, entfällt dadurch leider eine für den selben Zeitpunkt geplante Filmvorführung. Gegen Ende unseres Gesprächs überreichten wir unseren Gastgebern Geschenke. Dazu gehörten jeweils drei Powerbanks und Regenschirme, sowie Bücher und eine Flagge unser Kirche. Unsere Gastgeber waren darüber sehr erfreut.
Nach einer kurzen Absprache des restlichen Tagesablaufs mit unseren Gastgebern begannen wir nun verschiedene Sehenswürdigkeiten in der Stadt Kumasi zu besichtigen. Kumasi ist mit über 3 Millionen Einwohnern in der Metropolregion die zweitgrößte Metropole des Landes. Während Accra das politische Zentrum der gesamten Landes ist, handelt es sich bei Kumasi um die Hauptstadt der Region Ashanti und ein kulturelles Zentrum des Asante-Volkes. Außerdem zeichnet sich die Stadt als quirliges Handels- und Geschäftszentrum im Herzen des Landes aus.
Unsere erste Station in Kumasi war das Armed Forces Museum [1], wo wir nach knapp 15 Minuten mit dem Bus ankamen. Das Museum ist in einer alten Befestigungsunterlage untergebracht, welche von dem Ashanti-Königreich und später den britischen Kolonialherren genutzt wurde. Das im Jahre 1953 eröffnete Museum gibt einen eindrücklichen Einblick in die politische und militärische Geschichte Ghanas. Das Fotografieren von Gegenständen, war jedoch leider nicht erlaubt. Von einem Museumsführer, der uns durch die verschiedenen Räumlichkeiten führte, erfuhren wir viel über die Geschichte dieser Region und des Landes. Während die Küste Ghanas bereits im 19. Jahrhundert unter britische Kontrolle gelangte, wurde das bis dahin unabhängige Ashanti-Königreich mit seiner Haupstadt Kumasi erst 1901 von den Briten nach mehreren Kriegen unterworfen und der König ins Exil geschickt. Nach der Eroberung errichteten die Briten an der Stelle des heutigen Museums eine eigene Barracke, wo sie Kolonialtruppen stationierten. Eindrücklich war besonders der „Todestrackt“ in dem Gefangene ohne Wasser und Nahrung eingesperrt wurden, bis sie starben. Wir wurden selbst für einige Sekunden in solch eine enge und stickige Zelle gesperrt, die kein Insasse je lebend, verlassen hat. Das vermittelte uns ein eindrückliches Zeugnis der Grausamkeit dieser Zeit. In den weiteren Räumen erfuhren wir später viel über das Schicksal der Asante-Könige und die Entwicklung der ghanaischen Streitkräfte während der Kolonialzeit und danach. So kämpfen Ghanaer in beiden Weltkriegen auf Seite der Briten, wovon ausgestellte erbeutete Flaggen der Kriegsgegner zeugen. Nach der Unabhängigkeit des Landes beteiligten sich die Streitkräfte and verschiedenen Putschen und politischen Intrigen, bis das politische System des Landes in den 1990er Jahren demokratisiert wurde. Neben dieser eher unrühmlichen Rolle haben sich die Streitkräfte Ghanas auch an verschiedenen afrikanischen und internationalen Missionen beteiligt, so z.B. in Liberia oder während des Genozid in Ruandas 1994, der mit Hilfe eines Generals aus Ghana beendet wurde.
Unsere nächstes Ziel war der Kwaman-Brunnen [2], eine heilige Stätte der Asante. Hier sollen einst die elf Stammesführer der Akan (von denen die Asante eine Untergruppe sind) versammelt haben, um den König zu wählen. Der Legende nach vergruben die 11 Häuptlinge ihre Stühle an dieser Stelle, wobei daraufhin dem Häuptling Osei Tutu ein goldener Stuhl vom Himmel aus herabgelassen worden sein soll. Nach dieser Machtdemonstration wurde Osei Tutu zum Begründer des Ashanti-Reiches, dem Königreich der Asante. An der Stelle der vergrabenen Stühle wurde das Akrafena-Schwert in den Boden gerammt, welches durch menschliche Kraft angeblich nicht herausgezogen werden kann (der Boxer Muhammed Ali soll es erfolglos versucht haben). Der goldene Stuhl (golden stool) spielt bis heute eine wichtige Rolle für die Asante und der Versuch der Briten in den Besitz des Stuhls zu gelangen, löste einen Krieg aus, der zur Zerstörung des Ashanti-Königreichs führte. Über der Brunnenstelle ist heute ein Gebäude errichtet worden, an dem Bilder des heutigen Ashanti-Monarchen abgebildet waren, welche bis heute eine zeremonielle Funktion ausüben. Der Brunnen selbst war interessanterweise mit acht Schnapsflaschen um das Schwert herum ausgestattet. Da der Stätte heilende Wirkung zugeschrieben wird, wurde um sie herum sogar ein riesiges Krankenhaus errichtet.
Nach der Besichtigung des Brunnens ging es für uns gegen 14:00 Uhr zuerst zurück ins Basel Mission House, für unser Mittagessen. Es gab Jolof-Reis, Hähnchen, eine Tomaten-Karotten-Kohl-Soße sowie ein Spinatgericht. Alles wieder sehr lecker, mit landestypischer Würzung.
Nach einer kurzen Pause ging es für uns schließlich wieder nach Kumasi für zwei weitere Stationen. Zuerst auf dem Programm stand das National Cultural Center. Das Kulturzentrum liegt auf einem ruhigen, schattigen Parkgelände und umfasst Handwerkswerkstätten, in denen Messingverarbeitung, Holzschnitzerei und Töpferwaren, bunte kunstvolle Kleidung, Bilder und weitere Souvenirs verkauft werden. Wir durchquerten das Parkgelände, wobei wir mehrfach von Verkäufern auf der Suche nach potenziellen Kunden angesprochen wurden. Die vielen bunten und kreativen Kunstwerke haben uns sehr beeindruckt und wir ließen die Gelegenheit nicht verstreichen, mehrere Souvenire (Hüte, Bilder und Kleidung) zu erwerben. Nach Besichtigung der Shops suchten wir uns ein ruhiges Café, wo wir Getränke bestellen und unsere Eindrücke verarbeiteten. Im Gespräch mit der Besitzerin des Cafés erfuhren wir, das diese Verwandte in Deutschland hat. Dass wir in Ghana immer wieder auf Personen mit Bezug nach Deutschland stoßen, ist durchaus bemerkenswert.
Nach einer knappen Stunde im Café zogen wir weiter und wurden mit dem Bus zum Zentralmarkt von Kumasi [3]. Der Markt erstreckt sich über rund 12 Hektar und beherbergt Tausende von Ständen und Händlern. Als wir ankamen wurden wir von einem schier überwältigenden Zusammenspiel von Eindrücken, Farben und Tönen empfangen. Auf dem Markt, zu dem mehrere Straßen und Markthallen gehören, werden nahezu alle erdenklichen Waren gehandelt. Dazu gehören Stoffe und Bekleidung, Elektronik, Kosmetik und Nahrungsmittel, darunter auch Fleisch und Fisch (unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen). Obwohl wir uns außerhalb der Haupthandelszeit befanden, waren tausende Menschen auf engstem Raum versammelt. Mitglieder unserer Reisegruppe, welche Ghana bereits 2018 besucht hatten, vielen sofort beträchtliche Veränderungen auf. So ist seitdem auf dem Kajetia Market, mithilfe von internationaler Unterstützung, eine riesige moderne Markthalle erbaut worden, in der sich tausende von Händlern auf drei Etagen tummeln - eine weitere Markthalle ist im Bau.
Wir durchquerten den Kajetia Market und erwarben mehrere Stoffe mit sehr schönen Mustern. Während wir den Mark durchquerten wurden wir immer wieder angesprochen (teilweise auf Deutsch), wobei die Interaktionen immer herzlich und freundlich blieben. Nachdem wir die Halle verlassen hatten, mussten wir uns in das Verkehrschaos stürzen, um unseren Bus zu erreichen, wobei uns unsere ghanaische Begleitung beim Überleben auf der Straße half. Schließlich erreichten wir unseren Bus, womit ein faszinierendes Erlebnis endete. Bevor wir heimkehrten kauften wir nochmal in einem Supermarkt ein, wobei uns die relativ hohen Preise auffielen (5-6 Euro für Mangosaft). Supermärkte scheinen sich in Kumasi eher an die wohlhabende Bevölkerung zu richten, während die Algemeinbevölkerung in den günstigeren Märkten kauft.
Nach unserer Ankunft abends im Gästehaus gab es noch ein Abendessen (Pommes mit Fleisch und Fisch). Danach endete ein sehr intensiver und ereignisreicher vierter Tag unserer Ghanareise.
Der Autor dieses Blogeintrages: Alexander Fuchß
Übergabe der Grüße vom Zentrum Ökumene durch Uli Baege
Gruppenfoto nach dem offiziellen Meeting zum Beginn des Aufenthalts in Kumasi
König Martin I.