Tag 12

Tag 12

Mittwoch, 16.07.2025

7.30 Uhr. Wir starten wie jeden Tag mit Avocado, Toast, Porridge, Kaffee und Tee. Wir essen uns richtig satt, heute steht uns ein anstrengender Tag bevor. Auf dem Programm steht der Besuch des Adumasa Projektes.
Das Adumasa Projekt ist ein Projekt der Ramseyer Kirchengemeinde der PCG in Zusammenarbeit mit dem EAWM (Evangelischer Arbeitskreis für Weltmission, Wien, Österreich) und hat zum Ziel, in den Bereichen ländliche Entwicklung und Bildung die Auswirkungen der Armut in einigen abgelegenen Gebieten um die Metropole Kumasi zu lindern. 1993 wurde das Projekt gestartet, als acht Missionare aus dem Vereinigten Königreich Adumasa besuchten. Sie beschlossen, Maßnahmen zu finanzieren, um die Gemeinde mit Trinkwasser zu versorgen und jedem Kind eine Mahlzeit pro Tag zu ermöglichen. Seit 1994 engagierte sich der EAWM in diesem Projekt, leider haben sich die Österreicher aktuell aus diesem Projekt zurück gezogen. Mit Elvis Kofi Kwarteng, dem Projektleiter, werden wir an diesem Tag unterwegs sein und vor allem die in diesem Projekt betreuten Schulen der Dörfer/Ortsteile Adumase, Bedasse und Chiransa besuchen. Zunächst treffen wir uns im Asante Presbytery Guest House in Adumasa mit den Vorstandsmitgliedern des Projektes. Mitglieder des Presbyteriums sowie auch die politischen Vertreter des Dorfes gehören dazu. Wir werden herzlich begrüßt und stellen uns vor. Danach machen wir uns auf den Weg zur ersten Schule in Adumasa selbst.

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Die größten Problemen, mit denen das Bildungssystem in Ghana zu kämpfen hat, sind mangelnde Ressourcen an Lehr- und Lernmitteln, vor allem aber auch eine unzureichend ausgebaute Infrastruktur. Dadurch haben viele Lehrer eine Anreise von bis zu 2 Stunden zur Schule. Manche überlegen sich deswegen, die Stelle aufzugeben. Ein wichtiges Ziel des Adumasa Projektes ist es unter anderem darum, den LehrerInnen Wohnraum anzubieten.

Die Schule in Adumasa ist eine große Schule. Hier werden über 1000 Schüler betreut, rund 50 Lehrer arbeiten hier. Das größte Problem dieser Schule sind die fehlenden Klassenräume. Die Klasse 6B hat zum Beispiel 82 Schüler in einem Klassenraum. Schüler werden teilweise auf dem Platz unterrichtet, nicht weil das Wetter so schön ist, sondern weil es zu wenig Klassenräume gibt. Grund dafür ist unter anderem das baufällige Dach. Dort wo das Dach defekt ist, können die Schüler nicht unterrichtet werden.

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Wir werden durch die Schule geführt, wir sehen das Lehrerzimmer, ein kleiner Raum nur (das ehemalige größere Lehrerzimmer wurde in einen Klassenraum umfunktioniert), wir werfen einen Blick in die nicht zu benutzenden Räumlichkeiten, wir besuchen die Schulküche, die in einer Ecke des Platzes vor erst vier Jahren gebaut wurde. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein festes Gebäude, sondern um eine Überdachung, unter der gekocht und gegessen werden kann.

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Wir werden durch den Computerraum geführt, der einzige Raum an dieser Schule, in dem Strom vorhanden ist. Hier stehen einige ältere PCs und außerdem zwei Laptops, welche von der ghanaischen Regierung zur Verfügung gestellt worden sind, ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Wünsche gibt es viele. Uns wird eine kleine Liste vorgelesen von Dingen, die im Argen liegen und die die Schule nötig hat. Der Appell in unsere Richtung liegt in der Luft, doch etwas zu tun und entsprechende Gelder zur Verfügung zu stellen. Ich frage mich spontan, ob das nicht eigentlich die Aufgabe der ghanaischen Regierung sein müsste, bzw. der Kirche vor Ort? Die Schülerinnen sind quirlig und laut, sind interessiert an uns. Symbolisch pflanzen wir zwei Bäume, ein richtungsweisendes Signal für die Zukunft. Zum Abschluss gibt es ein großes Gruppenfoto.

Nachdem wir die Schule besucht haben, wechseln wir auf die andere Straßenseite, um uns die Kirche von Adumasa anzuschauen. Auch der Bau der Kirchen gehört mit zu den Zielen des Adumasa Projektes. Wir schauen uns den Gottesdienstraum an und singen ein Lied. Die Kirche ist noch nicht fertig, sie soll aufgestockt werden. Bisher ist nur das Erdgeschoss fertiggestellt. Im Kirchenraum wird Werbung gemacht für den Bau der Kirche, 450.000 GHS werden benötigt.

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Für das Spendenvorhaben wird geworben. Ich frage mich insgeheim, noch ganz unter dem Eindruck des katastrophal baulichen Zustandes der Schule, ob diese 450.000 GHS nicht eher für die Renovierung der Schule angebracht wären?

Wir verabschieden uns und machen uns auf dem Weg zur zweiten Schule nach Bedaase. Hier ist draußen unter den schattigen Bäumen ein Platz für unser Treffen vorbereitet. Wir nehmen an einem langen Tisch Platz. Gegenüber sitzt das Kollegium mit ihrem Direktor, sowie die Vertreter des Ortes. Alle begrüßen jeden von unserer Gruppe mit Handschlag.

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Die Schule ist kleiner, es gibt 126 SchülerInnen und 15 Lehrkräfte. Auch die SchülerInnen kommen hinzu und begrüßen ebenfalls jeden von uns, alle SchülerInnen geben jedem von uns die Hand. Man hat sich vorbereitet, ich empfinde die Atmosphäre als angenehm. Die Lehrer machen deutlich, wie wichtig es ist, vor Ort wohnen zu können. Die lange Anreisezeit aufgrund der mangelhaften Infrastruktur stellt für manche ein echtes Problem dar.

Die letzte Schule, die wir besuchen, ist die Schule von Chiransa. Auch eine eher kleinere Schule; neun LehrerInnen, 166 SchülerInnen. Auf dem Weg dorthin schauen wir uns auch noch die Kirche dieses Ortes an. Der Rohbau steht, das Dach ist ebenfalls drauf, der Boden jedoch besteht aus Erde, so scheint es. Als wir die Schule erreichen, werden wir in einen Klassenraum hinein geführt. Wir nehmen auf für uns bereitgestellten Stühlen Platz, die SchülerInnen begrüßen uns mit einem Tanz.

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Man möchte es den Schülerinnen in Zukunft ermöglichen, dass sie auch die Secondary School (ab Klasse 7) vor Ort besuchen können, ohne lange Fahrwege in andere Orte auf sich nehmen zu müssen.

Zur Zeit werden darum neue Gebäude errichtet. Im Februar war eine Reihe der Mauer gezogen, der Grundriss der Gebäude war also schon zu sehen. Als wir vor Ort sind, im Juli also, sind erst drei Steinreihen zu sehen. Die schleppende Fertigstellung mag vor allem daran liegen, dass die ganze Energie und vor allem das meiste Geld in ein weiteres großes Projekt fließt.

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Um die Lehrer in die Orte zu holen und an die Schule zu binden, hat man sich entschieden zwei Wohnblöcke zu bauen. Ein Block A mit acht Wohnungen (ZKB) für Familien, ein weiterer Block B mit ebenfalls 8 Wohnungen. Block A ist nahezu fertiggestellt, zur Zeit wird der Innenausbau vorangetrieben. Block B befindet sich erst in der Planung. Da sich der Hauptgeldgeber, die EAWM, aus der Zusammenarbeit zurückgezogen hat, fehlt nun Geld, ein großes Problem für den Projektleiter.

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Der Besuch der drei Schulen, die durch das Adumasa Projekt betreut werden, geht nicht spurlos an unserer Gruppe vorbei. Die Schulen sind baufällig, die Ausstattung ist mangelhaft, die Verhältnisse sind einfach, Ressourcen an Büchern z.B. fehlen. Von der Regierung ist offensichtlich keine Unterstützung zu erwarten, die PCG steckt ihr Geld in viele Projekte, die auch den Menschen zugute kommen, aber nicht unbedingt in den baulichen Zustand der Schulen. So buhlt man um Geldgeber und Projektpartner aus Europa.

Gegen 16:00 Uhr fahren wir wieder zurück nach Kumasi ins Zentrum. Wir besuchen eine Bank, die RCCU, hier gibt es den Mittagsimbiss. Bei der RCCU, der Ramseyer Cooperation Credit Union, handelt es sich um eine Bank, die ihre Ursprünge in der Gründung einer Bank der Ramseyer Kirchengemeinde in den neunziger Jahren hat, später aber selbstständig geworden ist. Die Bank hat mit der Gemeinde organisatorisch selbst nichts mehr zu tun, aber Gemeinde bzw. Kirche kooperieren mit dieser Bank.

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Wir sind ein wenig irritiert. Nachdem wir drei Schulen gesehen haben, die in ihrer Baufälligkeit und Einfachheit uns alle nachdenklich gemacht haben, scheint die Bank nun überhaupt nicht dazu zu passen. Es fällt uns schwer, diese beiden Welten zusammen zu bringen

Unser Partnerschaftsbesuch in Ghana neigt sich langsam dem Ende zu. Nach unserm Plan sind wir heute Abend in der Konferenzhalle zu einem Farewell-Abend eingeladen. Es wird Musik geben, sicherlich gutes Essen, wir sind nichts anderes gewöhnt. Um 18:00 Uhr sollten wir vor Ort sein. Allerdings wurde ein weiterer Termin dazwischen geschoben. Wir sind spontan eingeladen worden von der Yennyawoso Congregational Women's Fellowship at Yennyawoso, einer Gemeinde der PCG in Kumasi und es zeigt sich, dass dieser Termin bei der Frauengemeinschaft kurzweilig ist.

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Wir werden von der Pfarrerin begrüßt. Sie kann, nach einem Aufenthalt in Deutschland, auch ein paar Worte auf Deutsch. Wir stellen uns vor, wie üblich singen wir zusammen, diesmal allerdings spielt Martin Buschmann auf dem Kaazoo, das ist neu.

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Dann gibt es eine Kleinigkeit zu essen (Gott sei Dank nur ein wenig Fingerfood, man braucht doch noch Platz für den Abendtermin). Anschließend werden Geschenke überreicht, zum Schluss noch ein Gruppenfoto gemacht, und weiter geht’s zum letzten Termin des Tages.

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Mit einer guten Stunde Verspätung sitzen wir dann alle im Konferenzzentrum und feiern unseren Abschied, bzw. werden gefeiert. Es gibt ein vorbereitetes Programm. Jeder einzelne von uns soll auf der Bühne ein Statement abgeben und etwas sagen zu den Erfahrungen der letzten beiden Wochen. Unsere Statements werden unterbrochen mit jeweils einem Musikstück. Mehrere Chöre sind da. Und auch wir singen in unserer kleinen Gruppe zwei Lieder. Zwischendurch wird getanzt.

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Und dann gibt es Geschenke für unsere Gruppe. Zum einen ein Überhang in den traditionellen ghanaischen Mustern, gedacht als ein Dankeschön der Gruppe, die 2022 in Deutschland zu Gast war. Darüber hinaus bekommt jeder von uns noch sein maßgeschneidertes Jubiläumshemd zum 200-jährigen Jubiläum überreicht, das 2028 gefeiert wird. Spätestens dann, falls wir an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Ghana teilnehmen können, wäre dies dann zu tragen. Zum Abschluss wurde dann noch gegessen, es gab Jollof Reis, Chicken oder Fisch und Salat. Ein gelungener Farewell-Abend und das Ende eines langen Tages.

Karte von heute

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